Logistik lexikon

Direktektverkehr

Kurzdefinition

Direktverkehr (auch: Direktfahrt, ungebrochener Verkehr) bezeichnet Transporte, bei denen die Ware ohne Umladung und ohne Zwischenlager direkt vom Absender zum Empfänger gelangt – häufig als Komplettladung (FTL)per Lkw. Fahrer- oder Fahrzeugwechsel können stattfinden; die Ladeeinheit bleibt jedoch unangetastet.

Merkmale & Prozess

  • Abholung: Beladung beim Versender, Sendung wird verplombt/gesichert.
  • Transport: Direkte Relation ohne Umschlagpunkte/Hubs; optionale Zeitfensterbuchung beim Empfänger.
  • Zustellung: Entladung beim Empfänger, POD (Proof of Delivery), Rückführung von Ladehilfsmitteln (z. B. EPAL) nach Bedarf.
  • Disposition: Planung auf Relationen-/Tourenebene im TMS; Beachtung von Lenk-/Ruhezeiten, Maut, Zufahrtsrestriktionen.

Einsatzfelder

  • Zeitkritische oder termingebundene Sendungen (Just-in-Time/-Sequence).
  • Hochwertige/empfindliche Güter (weniger Schadensrisiko durch Wegfall des Umschlags).
  • Große Volumina je Auftrag (FTL) oder Teilladungen (LTL/Teilpartien) mit fester Terminzusage.
  • Vor-/Nachläufe zu See-/Luftfracht (Direktanbindung ans Terminal).

Vorteile

  • Schneller: Keine Hub-/Depotzeiten, kürzere Durchlaufzeit.
  • Schonend & sicher: Weniger Handling = geringeres Schadens-/Verlust­risiko.
  • Planbar: Feste Abfahrts- und Ankunftszeiten, direkte Kommunikation.
  • Transparenz: Klare Verantwortlichkeiten, einfache Tracking-Kette.

Grenzen & Trade-offs

  • Auslastung: Bei Teilladungen oft schlechtere Kapazitätsnutzung → höhere Kosten pro Einheit.
  • Leerkilometer: Risiko ohne Backhaul; CO₂-Bilanz kann schlechter sein als bei Bündelung.
  • Zugänglichkeit: Rampen-/Stadt­logistik-Restriktionen, Fahrverbote, Slot-Disziplin erforderlich.
  • FIFO/Netzwerkeffekte: Keine Konsolidierungseffekte wie im Sammelgut/Hub-and-Spoke.

Praxis-Tipps (Disposition & Betrieb)

  1. Backhaul sichern (digitales Matching, Netzwerkpartner) zur Reduktion von Leerkilometern.
  2. Zeitfenster & Rampenregeln sauber abstimmen; Puffer für Stau/Fahrverbote einplanen.
  3. Equipment passend wählen (Megatrailer, Joloda/Heckstapler, Hebebühne; ADR/Temperatur bei Bedarf).
  4. KPIs steuern: OTIF/Pünktlichkeitsquote, Kosten je km/Sendung, Auslastung, Leerfahrtenquote, CO₂ je Sendung.
  5. Dokumente digitalisieren: eCMR/POD, Slot-Bestätigung, Avis-Daten integrieren.

Abgrenzung

  • Direktverkehr vs. Sammelgut/HUB: Sammelgut bündelt Sendungen mit Umschlag (kosteneffizient, aber länger). Direktverkehr verzichtet darauf (schneller, individueller).
  • FTL vs. LTL im Direktverkehr: FTL nutzt die komplette Ladefläche; LTL als Direktfahrt ist möglich, aber meist teurer pro Einheit – dafür mit fixer Terminzusage.

Mini-FAQ

Ist Direktverkehr immer günstiger?

Nein. Er ist schneller und schonender, aber bei Teilladungen oft teurer als Sammelgut, weil Bündelungseffekte fehlen.

Kann es unterwegs Stopps geben?

Ja (Tank-/Lenkzeit-Stopps, Fahrerwechsel). Entscheidend ist, dass keine Umladung oder Zwischenlagerung der Wareerfolgt.