Kurzdefinition
Als Fließgut gelten Transportgüter ohne feste Form, die sich unter Schwerkraft oder Druck verformen bzw. fließen: Schüttgüter (z. B. Sand, Kies, Getreide, Zucker), Flüssigkeiten (z. B. Mineralöl, Chemikalien) und Gase. Je nach Art greifen unterschiedliche technische und rechtliche Vorgaben – insbesondere bei Gefahrgut.
Kategorien & typische Beispiele
- Schüttgüter (granular/pulverförmig): Sand, Kies, Split, Kohle, Getreide, Futtermittel, Zement, Mehl, Salz, Zucker.
- Flüssigkeiten: Kraftstoffe, Öle, Laugen/Säuren, Molkereiprodukte.
- Gase: LPG/LNG, technische Gase (Sauerstoff, Stickstoff).
Transportmittel & Entladung
- Lose Schüttgüter: Muldenkipper, Dreiseitenkipper, Schubboden (Walking Floor), Absetz-/Abrollkipper. Entladung meist kippend oder via Bänder/Schnecken.
- Empfindliche/pulverige Güter: Siloauflieger/-container (trocken, staubdicht), pneumatische Be-/Entladung (Gebläse, Druckluft), Austrag über Zellenradschleusen.
- Flüssigkeiten: Tankfahrzeuge/-container, bei Bedarf beheizbar/isoliert (z. B. Bitumen, Fette). Entladung per Pumpe oder Druck.
- Gase: Druckgasbehälter, Kryotanks (LNG/LN₂), spezialisierte Armaturen/Absperrorgane.
- Verpackte Fließgüter: IBCs, Fässer, Big Bags (FIBC) als Alternative zur losem Transport.
Qualität & Handling
- Fließeigenschaften: Schüttdichte, Kornverteilung, Feuchte, Ruhewinkel beeinflussen Förderbarkeit und Rutsch-/Brückenbildung.
- Kontamination vermeiden: Saubere Silos/Behälter, dokumentierte Reinigung (Food/Pharma: CIP/SIP), dedizierte Leitungen.
- Schutz: Feuchte-/Korrosionsschutz (z. B. Zement, Salz), Temperaturführung bei viskosen Flüssigkeiten, Staub- und Emissionsschutz (Filter).
Recht & Sicherheit (Gefahrgut)
- Straße: ADR, Schiene: RID, Binnenschiff: ADN, See: IMDG, Luft: IATA-DGR.
- Klassifizierung (UN-Nummer, Klasse), Kennzeichnung (orange Warntafeln, Placards), Beförderungspapiere & schriftliche Weisung.
- Ausrüstung & Fahrzeuge: Bau-/Prüfvorschriften für Tanks/Silos, zulässige Betriebsdrücke, Entlüftung/Überfüllsicherung.
- Personal: ADR-Schulungen (Fahrer-Schein), Gefahrgutbeauftragter, Unterweisungen für Ladepersonal.
- ATEX/Staubexplosionen: Bei brennbaren Stäuben (Mehl, Zucker) Explosionsschutz und Erdung beachten.
Einsatznutzen & Planung
- Effizienz: Große Mengenströme mit hohem Umschlag; automatisierte Be-/Entladung.
- Kosten & Kapazität: Optimierung über Schüttdichte, Lademeter/Volumen und geeignete Equipmentwahl.
- Disposition: Zeitfenster, Produktreinfolge (Allergen-/Gefahrtrennung), Restmengenmanagement, Rückladung (Tank/Silo geeignet?).
Praxis-Tipps
- Produktspezifikation (Dichte, Feuchte, Korngröße, Viskosität) frühzeitig abstimmen → passende Fahrzeuge/Armaturen wählen.
- Be-/Entladetechnik vorab testen (Pneumatikdruck, Schlauchdurchmesser, Sieb/Filter).
- Reinigungsnachweise und Versiegelungen dokumentieren (Food/Chemie).
- Sicherheits-Check: Erdung, Überfüllsicherung, Not-Stopps, persönliche Schutzausrüstung (PPE).
- Routen & Wetter berücksichtigen (Pegelstände Binnenschiff, Frost/Hitze bei viskosen Medien).
Mini-FAQ
Ist Salz als Fließgut eher Silo- oder Kipperware?
Beides kommt vor. Trockenes Salz wird häufig im Siloauflieger transportiert (Feuchteschutz, staubdicht), Streusalz oft lose im Kipper.
Braucht jeder Fahrer einen ADR-Schein?
Nur bei Gefahrgut oberhalb bestimmter Freigrenzen. Für nicht gefährliche Fließgüter ist kein ADR-Schein nötig.