Kurzdefinition
Frachtdokumente sind alle begleitenden Transportpapiere (analog oder digital), die eine Sendung entlang der Transportkette identifizieren, dokumentieren und rechtlich absichern. Sie variieren nach Verkehrsträger, Relation und Ware und sichern Nachweis, Haftung, Zollabwicklung und einen störungsarmen Prozess.
Zweck & Rechtsbedeutung
- Nachweis & Vertrag: Belegen Abschluss und Inhalte des Beförderungsvertrags, Übergabe/Übernahme, Zustellung.
- Haftung & Versicherung: Grundlage für Ansprüche bei Schäden/Fehlmengen/Verspätung.
- Behörden/Zoll: Dienen Zoll, Sicherheits- und Gefahrgutvorschriften als Referenz.
- Prozess & Tracking: Steuern Umschlag, Disposition, Abrechnung und Statusmeldungen.
Typische Frachtdokumente (Überblick)
Straße:
- CMR-Frachtbrief (grenzüberschreitender Straßengüterverkehr), eCMR (digital).
Seefracht:
- Bill of Lading (B/L) (handelspapierfähig/„titelbildend“) oder Sea Waybill (nicht titelbildend).
- Manifest (Ladungsverzeichnis), Dock/Warehouse Receipt.
Luftfracht:
- Air Waybill (AWB) / eAWB, Master/House-AWB in Konsolidierungen.
Schiene & Multimodal:
- CIM/SMGS-Frachtbrief, FIATA FBL/BSL (multimodal).
Querschnittsdokumente:
- Rechnung/Commercial Invoice, Packliste, Ladeliste/Bordero, Versandetikett/SSCC.
- Zolldokumente (z. B. Ausfuhranmeldung, Einfuhrabgabenbescheid, Zollwertdokumente).
- Ursprungs-/Präferenznachweise (z. B. Ursprungszeugnis, Lieferantenerklärung).
- Gefahrgutunterlagen (ADR/RID/IMDG/IATA-DGR), Sicherheitsdatenblatt (SDS).
- Versicherungspolice/Certificate, Lieferschein, POD/ePOD (Proof of Delivery).
Pflichtangaben (typisch, je nach Modus variierend)
- Absender/Empfänger, Übernahme-/Ablieferort, Incoterms®, ggf. Zahlungsbedingungen.
- Warenbeschreibung, HS-Code (Zolltarif), Stückzahl/Colli, Maße, Gewichte (brutto/netto/vol.).
- Ladehilfsmittel/Container- & Siegelnummern, Gefahrgut-Angaben (UN-Nr., Klasse).
- Frachtführer/Carrier, Relationen-/Flug/Voyage-Daten, Buchungs-/Tracking-IDs.
- Anweisungen (Temperatur, Handling, Nachnahme/COD, besondere Auflagen).
Digital & Integration
- Elektronische Formate: eCMR, eAWB, EDI/JSON/XML-Nachrichten (z. B. DESADV/ASN, IFTMIN/IFTMCS).
- Systeme: TMS/WMS/YMS erzeugen, speichern und verteilen Dokumente; Scanning & ePOD schließen den Nachweis ab.
- Vorteile: Weniger Medienbrüche, schnellere Freigaben, bessere Datenqualität.
Praxis-Tipps
- Dokumentenmatrix je Relation/Modus definieren (Wer erstellt was? Wann? In welchem Format?).
- Datenqualität sichern: Stammdaten (Adressen, HS-Codes, Maße/Gewichte) pflegen; Pflichtfelder validieren.
- Versionierung & Archiv: Änderungen nachvollziehbar; gesetzliche Aufbewahrungsfristen einhalten.
- Gefahrgut: Schulungen, Checklisten, schriftliche Weisung und Fahrzeugausrüstung prüfen.
- POD-Prozess: ePOD inkl. Fotos/Unterschrift für schnelle Abrechnung und Reklamationsmanagement.
Abgrenzung
- Frachtdokument vs. Lieferschein: Lieferschein = Warenbeleg; Frachtdokument = Transport-/Vertragsnachweis.
- B/L vs. Sea Waybill: B/L ist titelbildend (Warenwertpapier), Sea Waybill nicht – schneller, aber ohne Tradierbarkeit.
- Manifest vs. Ladeliste: Manifest = Gesamtverzeichnis eines Transportmittels; Ladeliste = disponierte Ladeaufstellung einer Tour.
Mini-FAQ
Ersetzt eCMR den Papier-CMR vollständig?
Nur dort, wo rechtlich anerkannt und technisch zwischen den Beteiligten umgesetzt. Sonst Papier-Backup mitführen.
Wer stellt die Frachtdokumente aus?
Je nach Dokument Absender/Verlader, Spediteur/Carrier oder Zoll-/Handelskammern (z. B. Ursprungszeugnis).