Logistik lexikon

Hauptlauf

Kurzdefinition

Der Hauptlauf (engl. Linehaul) ist der mittlere Transportabschnitt zwischen Vorlauf (Abholung/Konsolidierung) und Nachlauf (Zustellung/Dekonsolidierung). In Sammelgut- und kombinierten Verkehren werden Sendungen im Vorlauf gebündelt, im Hauptlauf netzweit verlagert (oft über weite Distanzen) und im Zieldepot für den Nachlauf wieder aufgeteilt.

Rolle im Netzwerk & Ablauf

  1. Vorlauf: Stückgüter beim Versender abholen, ins Umschlag- oder Hub-System bringen, scannen/konsolidieren.
  2. Hauptlauf: Konsolidierte Ladeeinheiten (z. B. Wechselbrücken, Container, Trailer) relationiert zwischen Depots/Hubs verfahren.
  3. Nachlauf: Dekonsolidieren im Empfangsdepot, Zustelltouren planen, POD/ePOD beim Empfänger.

Verkehrsträger & Modal Split

  • Straße: Nacht- und Fernverkehre zwischen Depots/Hubs (Wechselbrücke/Trailer).
  • Schiene: Kombinierter Verkehr (KV) mit Terminal-Umschlag; hohe Kapazität, gute CO₂-Bilanz.
  • (Binnen-)Schiff/See: Für Container/Projektladung; wirtschaftlich auf langen Distanzen.
  • Ziel: Vorlauf/Nachlauf kurz halten, Hauptlauf bimodal/trimodal optimieren.

Ladeeinheiten & Dokumente

  • Einheiten: Wechselbrücke, Sattelauflieger, Container (20’/40’), Megatrailer.
  • Dokumente/Datensätze: Bordero/Ladeliste, Frachtbriefe (CMR/eCMR, CIM), Manifest, Avis/ASN; Tracking via SSCC/Container-ID.

Vorteile des Hauptlaufs (netzweit)

  • Kosteneffizienz: Hohe Auslastung durch Bündelung, Skaleneffekte je tkm.
  • Planbarkeit: Taktfahrpläne, feste Relationen, zuverlässige Cut-offs.
  • Nachhaltigkeit: Verlagerung auf Schiene/Schiff senkt CO₂ je Sendung.

Grenzen & Risiken

  • Umschlagabhängigkeit: Zusätzliche Schnittstellen → potenzielle Verzögerungen/Schäden.
  • Taktbindung: Feste Abfahrten erfordern Disziplin bei Vorlauf/Depotprozessen.
  • Kapazitätsschwankungen: Saisonspitzen, Terminal-Engpässe, Baustellen/Fahrverbote.

KPIs im Hauptlauf

  • Auslastung (kg/m³ je Einheit), Pünktlichkeit (OTIF), Kosten je tkm.
  • Gate-Turn-Time, Dwell-Time im Hub/Terminal, Schadensquote.
  • CO₂-Intensität je Sendung/Relation, Leerfahrtenquote (Backhaul).

Praxis-Tipps

  1. Relationen-Design: Hub-and-Spoke vs. Direktrelationen; Tages-/Nachtachsen trennen.
  2. Equipment-Mix: Wechselbrücken/Container für schnelles Koppeln; Drop-&-Hook statt Standzeiten.
  3. Zeitfenster & Cut-offs: Streng steuern; Geofencing/ETA für rollierende Ankunftsprognosen.
  4. Datenqualität: Einheitliche Scan-Ereignisse (Load/Depart/Arrive/Unload), lückenloses Bordero.
  5. Nachhaltigkeit: Wo möglich KV einsetzen; Leerfahrten durch Backhaul-Matching senken.

Abgrenzung

  • Hauptlauf vs. Direktverkehr: Direktverkehr ohne Umschlag (schnell/individuell). Hauptlauf ist Teil des Netzverkehrs mit Konsolidierung.
  • Hauptlauf vs. Vor-/Nachlauf: Vor-/Nachlauf sind lokal/regional; Hauptlauf ist fern/zwischen Depots.

Mini-FAQ

Muss der Hauptlauf immer per Schiene/Schiff erfolgen?

Nein. Er kann auch straßenseitig laufen. In KV-Konzepten übernimmt jedoch Schiene/Schiff die Langstrecke.

Warum sind feste Cut-offs so wichtig?

Sie sichern Taktstabilität: Nur wenn Vor- und Nachlauf pünktlich sind, erreichen Bündelungen die geplanten Hauptlauf-Abfahrten.