Kurzdefinition
Ein Spediteur organisiert im Auftrag eines Absenders den Transport von Gütern und schließt dazu einen Speditionsvertrag. Er plant Verkehrsträger und Routen, koordiniert Ausführer (z. B. Frachtführer, Reedereien, Airlines) und verantwortet Dokumente und Statusmeldungen. Führt er den Transport selbst aus, handelt er als Spediteur im Selbsteintritt (speditionell + frachtführend).
Aufgaben & Leistungen
- Disposition & Routing: Auswahl von Verkehrsträgern, Relationen, Laufzeiten, Serviceleveln.
- Vergabe & Steuerung: Beauftragung und Überwachung von Frachtführern/Carriern.
- Umschlag & Lagerung: Sammelgut, Cross-Dock, Zwischenlager, Value-Added Services.
- Dokumente & Zoll: Frachtpapiere (CMR, B/L, AWB), Ursprungs-/Zolldokumente, Sicherheits- und Sanktionsprüfungen.
- Transparenz: Avis/ASN, Tracking/ETA, ePOD/POD, Reklamations- und Schadensbearbeitung.
- Versicherung: Beratung und Abschluss von Transportversicherungen im Kundenauftrag.
Rechtlicher Rahmen & Haftung (Deutschland)
- HGB (§§ 453 ff.) regelt Rechte/Pflichten aus dem Speditionsvertrag.
- ADSp (häufig vereinbart) konkretisieren Haftungsgrenzen/-modalitäten.
- Selbsteintritt (§ 458 HGB): Spediteur tritt wie ein Frachtführer auf → frachtführerähnliche Haftung.
- Fixkostenspediteur (§ 459 HGB): Transport zu festen Kosten → ebenfalls frachtführerähnliche Haftung.
- Ohne diese Fälle haftet der Spediteur v. a. für ordnungsgemäße Organisation und Auswahl der Ausführenden.
Hinweis: Die Berufsbezeichnungen „Spediteur/Spedition“ sind nicht geschützt; für eigene Beförderungen können verkehrsträgerbezogene Genehmigungen nötig sein (z. B. GüKG).
Abgrenzung der Rollen
- Spediteur: Organisiert/koordiniert Transportleistungen.
- Frachtführer/Carrier: Befördert Güter mit eigenem Transportmittel.
- Transportunternehmen/Güterverkehrsunternehmen: Operativer Beförderer (häufig = Frachtführer).
- 3PL/4PL: Erweiterte Logistikdienstleister mit Betrieb/Steuerung ganzer Ketten und IT/Consulting.
Typischer Ablauf
- Anfrage & Angebot (Relation, Incoterms®, Servicelevel).
- Auftrag & Avis (Dokumente, Slots, Verpackung/ADR-Check).
- Vorlauf – Hauptlauf – Nachlauf (Hub/Depot/Terminal).
- Zustellung & POD, Abrechnung, ggf. Schadensfall (Fristen beachten).
Vorteile für Verlader
- Komplexitätsreduktion: Eine zentrale Steuerungsstelle.
- Netzwerkzugang & Einkaufsvorteile: Bessere Kapazitäten/Preise.
- Compliance & Risiko-Management: Klar geregelte Verantwortlichkeiten, Unterstützung bei Zoll/Regulatorik.
Mini-FAQ
Was bedeutet „Spediteur im Selbsteintritt“?
Der Spediteur führt den Transport selbst aus und haftet wie ein Frachtführer.
Gelten die ADSp automatisch?
Nein. Sie müssen vertraglich vereinbart werden; in der Praxis ist das üblich.
Braucht ein Spediteur eigene Lkw?
Nein. Er kann ausschließlich organisieren und vergeben; eigene Flotten sind optional.