Logistik lexikon

Spotmarkt – Definition und Bedeutung in der Logistik

Kurzdefinition

Ein Spotmarkt (auch: Kassamarkt/Effektivmarkt/Lokomarkt) ist ein Marktplatz, auf dem Leistung und Zahlung kurzfristig abgewickelt werden – typischerweise sofort bis innerhalb von zwei Tagen. In der Logistik meint das meist digitale Frachten- oder Laderaumbörsen, auf denen tagesaktuell Sendungen und freie Fahrzeugkapazitäten gehandelt werden.

Funktionsweise & Preisbildung

  • Ausschreibung „on the spot“: Verlader stellen Relation, Termin, Anforderungen ein; Carrier bieten.
  • Matching & Zuschlag: Auswahl nach Preis, Servicelevel, Equipment, Reputation/Score.
  • Preisbildung: Angebot/Nachfrage, Saison, Diesel/Maut, Wetter, Lead Time, Rückladungs-Chancen.
  • Abwicklung: Auftrag, Avis/ASN, Track & Trace, POD/ePOD, Abrechnung – häufig API/EDI-gestützt.

Anwendungsgebiete in der Logistik

  • Frachtenbörsen/Laderaumbörsen: Ad-hoc-Transporte (FTL/LTL), Express, Peak-Lasten.
  • Kontraktlücken & Störungen: Ersatz bei Ausfall/Verzug, Streik/Unwetter, Maschinenausfall.
  • Netzwerkoptimierung: Backhauls/Retouren zur Reduktion von Leerfahrten.
  • Multimodal: Straße ↔ Schiene/See (z. B. letzte Meile zum Terminal).

Spotmarkt vs. Termin-/Kontraktmarkt

  • Spotmarkt: kurzfristig, flexibel, volatilere Preise, schnelle Verfügbarkeit.
  • Termin-/Kontraktmarkt: mittel-/langfristig, stabile Preise/SLAs, Planbarkeit, aber weniger Flexibilität.
  • Praxis: Mischstrategie – Grundlast im Kontrakt, Spitzen/Ad-hoc via Spot.

Vorteile

  • Flexibilität & Geschwindigkeit: Schneller Kapazitätszugriff, kurzfristige Zusagen.
  • Kostenchance: Günstige Backhauls/Überkapazitäten nutzbar.
  • Transparenz: Marktpreise und Carrier-Angebote vergleichbar.

Risiken & Gegenmaßnahmen

  • Preisvolatilität: Budget-Schwankungen → Preis-Caps, Freigabe-Workflows.
  • Qualität/Compliance: Unklare Eignung/Versicherung → Carrier-Prequalifizierung, Dokumente prüfen (EU-Genehmigung, ADR, Kühlkette).
  • No-Show/Serviceausfälle: SLA/Strafklauseln, Performance-Score, Backup-Bieter.
  • Fraud/Identitätsdiebstahl: Plattformverifikation, eCMR, Fahrzeug-/Fahrer-Check, Ladungsversicherung.
  • Datenschutz/Verträge: AGB, Haftung, Incoterms®, Zahlungsziele klären.

KPIs & Steuerung

  • Zuschlagszeit (Lead Time), OTIF/Pünktlichkeit, Schadensquote
  • €/km bzw. €/Sendung ggü. Kontrakt, Leerfahrtenquote, CO₂ je Sendung
  • Carrier-Score (Zuverlässigkeit, Claims, ePOD-Quote)

Praxis-Tipps

  1. Spielregeln definieren: Mindestanforderungen (Equipment, Zertifikate), SLA, Haftung, Stornos.
  2. Standardisierte Datenfelder: Maße/Gewichte, Lademittel, Lade-/Entladezeiten, Rampenbedingungen.
  3. Digital anbinden: API/EDI zu TMS (Auftrag, Status, ePOD, Abrechnung).
  4. Re-Tender-Logik: Wiederkehrende Relationen mit stabiler Nachfrage in Mini-Kontrakte überführen.
  5. Nachhaltigkeit: Backhauls priorisieren, CO₂-Kriterien im Zuschlag berücksichtigen.

Abgrenzung & Begriffe

  • SpotmarktAuktion zwingend: Viele Börsen arbeiten als Ausschreibungs-/Festpreis-Matching.
  • Kassageschäft: Synonym für Spot-Abwicklung mit zeitnaher Erfüllung.
  • Terminmarkt: Erfüllung ab ≥ T+3 (längerfristig/derivatähnlich).

Mini-FAQ

Ist Spot immer billiger?

Nein. Spot kann bei Engpässen teurer, bei Rückladungen günstiger sein. Es ist volatil.

Eignet sich Spot für Gefahrgut/Kühlware?

Ja, wenn Zulassungen/Equipment nachweislich vorhanden sind (ADR, ATP, Temperaturlogging) und im Auftrag klar spezifiziert.

Wie sichere ich die Leistung ab?

Mit Prequalification, dokumentierten SLA, eCMR/ePOD, Versicherungsnachweisen und Performance-Scoring.