Logistik lexikon

Verkehrsträger

Kurzdefinition

Verkehrsträger sind die systemischen Träger des Verkehrs – also die Kombination aus Verkehrswegen (Infrastruktur) und Verkehrsunternehmen einer Verkehrsart. Auf ihnen bewegen sich Transportmittel (Fahrzeuge) und ermöglichen die Beförderung von Personen, Gütern und – im weiten Sinn – Nachrichten.

Bereiche & Einteilung (Überblick)

In der Praxis werden häufig fünf Verkehrsträger unterschieden, gruppiert in drei Bereiche:

  • Landverkehr: Straße, Schiene
  • Wasserverkehr: Binnenwasserstraße, Seeweg
  • Luftverkehr: Luftweg (Luftraumrouten)
  • Hinweis: Teilweise wird Leitung (Pipeline) als weiterer Verkehrsträger geführt.

Merkmale je Verkehrsträger (Kurzprofil)

  • Straße
  • Stärken: flächendeckend, flexibel „door-to-door“, kurze Laufzeiten im Nahbereich.
  • Grenzen: Stau/Maut, Fahrer- & Kapazitätsengpässe, höherer CO₂-Ausstoß je tkm.
  • Schiene
  • Stärken: hohe Kapazitäten und Energieeffizienz, planbare Taktungen (Ganzzüge/KV-Shuttles).
  • Grenzen: Terminal-/Trassenabhängigkeit, geringere Feinverteilung, Vor-/Nachläufe nötig.
  • Binnenwasserstraße
  • Stärken: sehr günstige Kosten je tkm, große Mengen (Massengüter/Container).
  • Grenzen: Pegel-/Wetterabhängigkeit, langsamer, Umschlaginfrastruktur nötig.
  • Seeweg
  • Stärken: interkontinentale Reichweite, extreme Skaleneffekte (Container/Bulk/Tanker).
  • Grenzen: lange Transitzeiten, Fahrpläne/Slots, Hafen- und Umschlagabhängigkeit.
  • Luftweg
  • Stärken: schnellster interkontinentaler Transport, hohe Sicherheit.
  • Grenzen: sehr teuer, strenge Restriktionen, hohe CO₂-Intensität.

Auswahlkriterien in der Logistik

  • Zeit & Service: Transitzeit, Pünktlichkeit (OTIF), Frequenz/Abfahrtsdichte.
  • Kosten: €/Sendung bzw. €/tkm inkl. Umschlag/Vor- & Nachlauf.
  • Güterprofil: Maße/Gewicht, Wert, Empfindlichkeit, ADR/Kühlkette.
  • Infrastrukturzugang: Häfen, Terminals, Gleisanschlüsse, Flughäfen, Rampen.
  • Nachhaltigkeit: CO₂ je tkm, Energieverbrauch, Auslastung (Gewicht/Volumen).
  • Risiko/Compliance: Sicherheit, Zoll/Exportkontrollen, Versicherbarkeit.

Intermodalität & Kombinierter Verkehr

Optimale Logistikketten nutzen die Stärken mehrerer Verkehrsträger: z. B. Lkw-Vorlauf → Bahn-/Binnenschiff-Hauptlauf → Lkw-Nachlauf. Schlüsselelemente sind standardisierte Ladeeinheiten (Container/Wechselbrücken), KV-Terminals, Zeitfenster und digitale Avis/ETA.

KPIs (Beispiele)

  • Kosten je tkm/Sendung, Transitzeit, Pünktlichkeit (OTIF)
  • Auslastung (Gewicht/Volumen), CO₂ je Sendung/tkm, Schadensquote
  • Gate-/Turn-Times an Terminals, Leerfahrtenquote (Straße), Dwell-Time (Hafen/Terminal)

Abgrenzungen der Begriffe

  • Verkehrsträger: Systemebene (Infrastruktur + Betreiber/Unternehmen).
  • Verkehrsmittel: übergeordnet alle Mittel der Fortbewegung (inkl. solche ohne Fracht).
  • Transportmittel: Fahrzeuge, die aktiv Güter/Personen befördern (z. B. Lkw, Schiff, Flugzeug).
  • Ladungsträger: Träger der Ware (Palette, Container, IBC) – kein Verkehrsträger.

Mini-FAQ

Sind Pipeline-Transporte ein eigener Verkehrsträger?

In vielen Klassifikationen ja: Leitung (Pipeline) für Flüssigkeiten/Gase wird als zusätzlicher Verkehrsträger geführt.

Was entscheidet über den „richtigen“ Verkehrsträger?

Ein Mix aus Zeit, Kosten, Infrastrukturzugang, Güteranforderungen und Nachhaltigkeit – oft als Mischstrategie(intermodal) umgesetzt.

Warum nicht alles per Straße?

Straße ist flexibel, stößt aber bei Mengen, Kosten, CO₂ und Infrastrukturengpässen an Grenzen. Schiene/Schiff bringen Skaleneffekte.